Wie kann es sein, dass nach zwei Wochen Fasten - essen nur zwischen 21 und 3 Uhr morgens - meine Leistungsfähigkeit gestiegen ist?
Ich hatte das Gegenteil erwartet. Tagsüber lustlos abhängen, arbeiten, vielleicht laufen gehen, vielleicht auch nicht. Ich hatte mir vor Beginn des Ramadans nicht viel vorgenommen außer neugierig zu bleiben, genau in meinen Körper hinein zu horchen und wenn nötig, Anpassungen zu machen.
Dies betrifft das Wasser trinken tagsüber sowie ein paar kleine Obstsnacks vor oder nach dem Laufen, um Energie zu haben. So pendelte ich mich auf ein bis zwei Gläser Wasser ein und beließ es bei den besagten Snacks.
Das Mindset war ausschlaggebend für das erwünschte Ergebnis: Mich aufs Fasten einzulassen und auch die schwierigen Momente versuchen auszuhalten. Genau zweimal machte ich eine Ausnahme.
Am Muttertag stand Genuss mit meinen Kindern im Vordergrund, was natürlich ein leckeres Eis bei einem Seespaziergang beinhaltete.
Das zweite Mal gingen die Pferde mit mir durch, als ich am Samstag eine solche Gier auf Zucker hatte, dass eine Packung Manner-Waffeln Zitrone und Schokolade meinem Verlangen zum Opfer fiel. Dass das mit der herannahenden Periode zu tun hatte, fiel mir erst später ein, wie immer.
Danach machte ich am nächsten Tag motiviert weiter. Selbst einen langen Lauf von 22 km um den hiesigen Staffelsee hielt ich ohne Wasser aus, ohne dass es mir etwas ausmachte. Ich trank davor ein paar große Schlucke Wasser und danach.
Heute ist leider mit dem Fasten vorbei für mich, da sich die Periode früher als gedacht angekündigt hat, was nicht so prickelnd ist. Dafür aber die Tatsache, dass sich PMS-typische Symptome fast gänzlich aufgelöst haben.
Ich führe dies aufs Fasten und mehr Balance im Immunhaushalt zurück sowie auf gezielte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die keine künstlichen Inhaltsstoffe haben.
Was blieb aus?
Die sonst fast schon depressive Verstimmung in den Tagen vor den Tagen, ganz große Hungerattacken, Kopfweh über mehrere Tage und das Gefühl, aufgedunsen wie ein Ballon zu sein.
Ich merkte zwar am Freitag, dass ich schlapp beim Laufen unterwegs war und mich regelrecht zu den Bergintervallen peitschen musste, aber dennoch fühlte ich mich insgesamt kraftvoller in dieser Phase des Zyklus, in der sonst fast nichts geht und das sich am liebsten unter der Bettdecke verkriechen wollen zur Lieblingsbeschäftigung wird.
Als Antwort auf die Frage, wie eine Leistungssteigerung in so kurzer Zeit möglich ist, ziehe ich nur meine Erfahrungswerte heran. Weder habe ich die Kompetenzen noch groß Lust, mich allzu wissenschaftlich mit dem Fasten auseinanderzusetzen.
Verbesserungen sind durch Trainingsreize möglich und eben auch, so habe ich es durch Ernährungsexperimente immer wieder festgestellt, durch Ausprobieren verschiedener Ernährungsweisen.
Betrachtet man die Weisheit, die in der Tradition des Ramadans liegt, so erkennt man, dass schon damals vor 1400 Jahren das, was sich heute Intermittierendes Fasten nennt, als Reinigungsprozess des Körpers und des Geistes verstanden wurde.
Der Körper entledigt sich von Giftstoffen und erholt sich vom sonst so häufigen Essen. Man gibt ihm einfach eine Pause vom ständigen Verwerten und dem Assoziieren vom grummeligen Bauch mit Hunger. Oft vergeht dieser nämlich.
Ich hatte in der zweiten Woche weniger Müdigkeitsphasen, vor allem nachmittags und merkte auch, wie sich die Abhängigkeit vom Kaffee legte. Seit fast 3 Wochen trinke ich nur koffeinfreien Espresso mit Hafer- oder Sojamilch. Vielleicht hängt damit auch zusammen, dass ich lange Läufe und auch intensiveres Training besser wegstecke und mich insgesamt sehr schnell erhole. Kann mich an keinen großen Muskelkater in den letzten zweieinhalb Wochen erinnern.
Es ist gut möglich, dass mein Körper schneller Energie bereitstellen kann. Den letzten Schluck Alkohol habe ich vor vier Wochen getrunken und bis heute hatte ich nicht einmal das Verlangen nach einem Glas Prosecco oder Gläschen Wein. Ob und in welchem Ausmaß ich je wieder Alkohol konsumieren werde, ist unklar.
Betrachte ich mein Schlafmuster, manche sprechen auch von Schlafhygiene, so gibt es da momentan Defizite. In der ersten Woche des Fastens ging ich vor oder kurz nach Mitternacht ins Bett, um dann gegen drei wieder kurz aufzustehen und zu frühstücken. Danach brauchte ich immer eine Weile um wieder einzuschlafen.
In der zweiten Woche probierte ich aus, gegen eins zu frühstücken und dann durchzuschlafen. Das klappte etwas besser, aber dahingehend ist der Rhythmus etwas gestört.
Diese Woche nehme ich mir die Zeit, wieder früher schlafen zu gehen und wenigstens bis sieben Uhr zu schlafen und denke, dass ich ab und an einen Fastentag einlegen und auch sonst etwas achtsamer essen werde.
Dazu gehört, mir Zeit fürs Essen zu nehmen anstatt schnell etwas zwischen Tür und Angel zu snacken sowie auch bis maximal sechzehn Stunden Zeit zwischen Abendessen und Frühstück vergehen zu lassen.
Die Beobachtungen bezüglich des Lauftrainings bleiben weiterhin spannend für mich. Das Leben ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung.
Zusammenfassung
6 Läufe ergaben 84.5 km und 2365 Hm, verteilt auf insgesamt 9 Stunden Bewegungszeit.
Dienstag: Trail Run 15.6 km / 380 Hm+/-
Mittwoch: Easy Trail Run - 9.5 km - 280 Hm+/-
Donnerstag: Trail Run Tempo - 9.5 km - 280 Hm+/-
Freitag: Berglauf 30x 30 Sekunden Intervalle - 19 km - 950 Hm+/-
Samstag: Easy Trail Run mit - 9.5 km - 280 Hm+/-
Sonntag: Staffelsee-Umrundung - 21.6 km - 100 Hm+/-
Coretraining. Da war doch noch was. Ich halte mir die Hände vors Gesicht. Ein einziges Mal stand es trotz aller guter Pläne auf dem Programm. Immerhin.
Abhaken und einen Neustart wagen diese Woche. Das mit der Zeit, also keine Zeit zu haben, bleibt nach wie vor eine faule Ausrede. Habe zumindest im Winter und Frühling Gas gegeben, so dass mir Phasen mit weniger Core keinen großen Abbruch tun werden.
Run happy. Be happy.
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