Es war eine überaus durchwachsene Woche. Nach drei recht intensiven Wochen, in denen ich Umfang oder Intensität steigerte, folgte eine regenerative Woche.
Geplant waren 1-2 Ruhetage, doch überraschenderweise wurden es gleich drei.
Am Wochenanfang starte ich immer mit einem easy run oder lege einen Ruhetag ein, an dem ich dann nur etwas Core- und Stabitraining mache, aber meinen Körper vom Laufen entlaste.
Es folgten drei abwechslungsreiche Tage auf den Trails, gespickt mit einigen Höhenmetern, was auch der Fokus der Woche war.
Hierzu muss ich sagen, dass ich Schnitt immer auf 2000-2500 Hm, meistens jedoch mehr, pro Woche komme und das in Garmisch relativ leicht umzusetzen ist.
Mein Körper ist an dieses Pensum gewöhnt. Für jemanden aus flacheren Gefilden kann sich das an dieser Stelle schon extrem anhören.
So sind für mich ein paar Tausend Höhenmeter auch in einer Erholungswoche kein Hexenwerk. An dieser Stelle möchte ich kurz beschreiben, was es mit dem 3:1 Rhythmus auf sich hat und was "Erholungswoche" darauf bezogen bedeutet.
2007 - damals begannen meine Vorbereitungen für den Wüsten-Etappenlauf Marathon des Sables - fing ich an, nach oben benanntem Trainingsprinzip zu trainieren.
Es ging und geht darum, über einen Zeitraum von drei Wochen den Umfang und die Intensität zu steigern und den Körper dann etwas zu schonen, um ihm Zeit zu geben, die Trainingsreize alle zu verarbeiten.
Wichtig: Du wirst nie während deines Trainings schneller, sondern in den Erholungsphasen.
Es ist so, als würdest du über mehrere Wochen ein paar Stufen einer Leiter empor klettern und auf einem Plateau angelangen, wo du eine Verschnaufpause einlegen musst, um wieder voller Kraft und Energie weiterzuklettern.
Jede Stufe ist dabei eine kleine Verbesserung zur Vorstufe. Und ohne Pause und Phasen, in denen du weniger trainierst, wirst du irgendwann auf dem Weg verbrennen, von der Leiter fallen und wie ein Käfer auf dem Rücken mit den Beinen strampeln, weil nichts mehr geht.
Auch für den Kopf empfinde ich es immer als angenehm, wenn in solchen Erholungswochen mehr Zeit für andere Dinge oder wichtige Menschen im Umfeld bleibt.
Mitte der Woche fühlte ich mich recht platt, was auf die Tage vor den berühmten Tagen zurückzuführen war. Ich merke dann immer ganz deutlich, dass das nicht die Zeit ist, um viel von mir zu verlangen und es mir gut tut, frische Luft zu schnappen und mich ein wenig vom Alltagstrubel zurück zu ziehen.
Kurz vor der Periode merke ich einen Energieschub und weiß, dass meine Welt, vor allem auch der Kopf, wieder normal(er) ticken.
Erst kürzlich habe ich mit einem Nahrungsergänzungsmittel begonnen, welches speziell auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet ist.
Ich konnte feststellen, dass meine mentale Krise, wie sie oft in der PMS-Phase sein kann, deutlich weniger Überhand genommen hat als sonst und ich das erste Mal seit unzähligen Jahren keinerlei Schmerzen hatte, die mich lahmgelegt hätten.
Wäre da nicht eine andere Veränderung, die mir den Garaus machen sollte.
Am Donnerstag entschied ich mich für kurze, knackige Intervalle am Berg. Diese 30-sekündigen Abschnitte mit jeweils 30 Sekunden Trab- oder Gehpause werden für den besten Effekt bei 90% der maximalen Leistung gelaufen.
Ich wollte mich aufgrund meiner noch leicht vorhandenen Müdigkeit und Schwere im Körper nicht unnötig quälen, sondern ein Level finden, was mich fordern würde, ohne mich an eine Grenze zu pushen.
Ich spürte schon nach den ersten 5x 30 Sekunden berghoch, wie viel Spaß diese kurzen Abschnitte machten und nutzte diese zum Reinkommen, um die letzten fünf entsprechend auch noch gut laufen zu können.
Die Einheit teilte ich mir in 3x 10 Intervalle ein, um nicht von 30 herunter zu zählen. Das klappte super und zu meiner großen Überraschung kam ich an einer Hütte, zu der ich sonst zwischen 55 und 60 Minuten benötige, schon in 45 Minuten an.
Und noch viel weiter als erwartet kam ich nach Beendigung des letzten Intervalls an.
Zwar brannten die Beine auf den letzten fünf belastenden ganz schön, und wirklich erholen kann man sich bei 30 Sekunden Gehpausen auch nicht, aber mich für solch kurze Sequenzen zu motivieren fiel mir sehr leicht.
Ziel mit dieser Art von Intervalltraining ist, den Körper 30 Minuten auf einer hohen Kante im Pulsbereich zu halten. Das heisst, dass der Puls nur um wenige Schläge in den Erholungsphasen sinkt und man nie ausgeruht ins nächste Intervall startet.
Es stärkt ungemein die Kraftausdauer, Schnelligkeit, die mentale Stärke aufgrund der vielen Wiederholungen und belastet das System durch die sehr kurzen Reize nicht.
Ich fühlte mich danach und auch abends richtig frisch und muskulär nur wenig ermüdet. An diesem Abend entschied ich mich spontan, meinen Koffeinkonsum zu reduzieren und es mal eine Weile ohne den täglichen Flash zu versuchen.
Immer wieder stelle ich besonders nachmittags fest, dass ich müde werde und einen Espresso brauche, um auf Touren zu bleiben.
Zudem beginne ich Ende der Woche eine kleine Ramadan-Fastenphase und möchte mich so darauf vorbereiten, denn tagsüber ist Kaffee tabu. Trinke ich abends zum Fastenbrechen eine Tasse, stehe ich senkrecht im Bett.
Also verzichte ich jetzt eine Weile auch aus Neugier um zu sehen, was sich verändert.
Es begann gleich am Freitagnachmittag mit leichtem Schwindel und ging am Samstag so weiter. Hinzu kamen heftige Kopfschmerzen, die mich lahm legten.
Schlafen, lesen, einen Tag mal nichts tun war das Ergebnis. Es hätte keinen Sinn ergeben mich einfach nur so oder um die Beine zu vertreten vor die Tür zu bewegen. Manchmal holt sich der Körper seine Ruhe eben auf andere Art.
In einer Umfrage, die ich auf Instagram machte, ob es den Leuten leicht fällt die Füße still zu halten, waren knapp 75% dabei, die es nicht können. Nur 25% fällt es leicht. Zu welcher Kategorie zählst du dich?
Was in meiner Welt noch so passierte war, dass ich mich entschied, mich endlich von Facebook zu verabschieden.
Mit Beginn der Corona-Krise und mehr Zeit, um auf dem Kanal zu stöbern, fiel mir auf, wie sehr mich die meist negativen Posts und Kommentare von Leuten auf deren Beiträgen ungünstig beeinflussen.
Es gibt mir nichts, ein Bild anzuschauen, einen langen Roman Geschriebenes zu lesen, auch wenn er am Anfang interessant scheint. Am Ende stehe ich da, bin weder schlauer noch glücklicher noch zufriedener.
Facebook zu kündigen fühlte sich an, wie aus einer lausigen Beziehung auszusteigen, von der man meint, dass sie sich doch noch irgendwann richten könnte, wenn man ihr nur noch etwas Zeit gäbe, dies dann aber nie passiert.
Fast elf Jahre, 7.171 Fotos und 1.111 geteilte Beiträgen später war es Zeit, bye bye zu sagen. Das Ganze kostete mich 90 Minuten meiner wertvollen Zeit. Ohne Youtube Tutorial und Antworten in Foren ging es nicht.
Die vielen Stunden des Scrollens auf meinem kleinen Handy-Bildschirm habe ich als Allererstes mit einem spannenden 420 Seiten Roman ersetzt und viel mehr mitgenommen, als es in 11 Jahren auch nur ein Facebook Post getan hat.
Überlege dir an dieser Stelle einmal selbst: Was bist du bereit gehen zu lassen? Was willst du verändern.
Nun die Zusammenfassung
Gesamt: 4 Läufe ergaben 48 km und 3046 Hm, verteilt auf acht Stunden Bewegungszeit
Dienstag: Easy Trail Run 9.5 km - 280 Hm+/- mit Partner
Mittwoch: Easy Trail Hike/Run down 9.8 km - 990 Hm+/- mit Partner
Donnerstag: Intervalle Berghoch 15 km - 750 Hm+/- - 30x 30 Sekunden
Sonntag: Easy Trail Run 14 km - 1030 Hm+/- kontinuierliches Tempo
Extras: 4x 15 min. Core-Übungen - Mix aus Bodyweight sowie mit Resistance band, Medizinball, Hantel, Blackroll
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