Ich kann über die meisten Wochen berichten, dass sie interessant waren. Davon gibt es dann jeweils verschiedene Abstufungen. Die vergangene Woche - heute, am Montag ist immer noch gefühlt Sonntag - war durchwachsen.
Die Woche begann mit einem erheiternden Lauf mit einer Kundin, die ich fast 3 Jahre begleiten durfte. Es sind so viele schöne Dinge in dieser Zeit in ihrem Leben passiert, dass das fast schon Stoff für einen kurzen Roman hergeben würde.
Das Laufen ist immer ein Aspekt im Coaching, aber das, was im Leben entsteht in all den verschiedenen Bereichen und zu sehen, wie Menschen plötzlich den Mut aufbringen, andere Wege einzuschlagen, sich auch beim Laufen an die nächste Distanz zu wagen, das bereichert mich so sehr.
Besagte Läuferin lief letztes Jahr ihren ersten Ultra über 63 km, zog von München in die Berge und erfüllte sich damit einen großen Traum.
Nicht nur das, sie läuft mittlerweile im Mittelfeld mit und kennt auch das Gefühl, als Letzte die Ziellinie zu überqueren. Das ist noch nicht lange her.
Tony Robbins sagte einmal: Die meisten Leute überschätzen, was sie in einem Jahr erreichen können und unterschätzen, was sie in zehn Jahren schaffen können. Aber es muß nicht immer zehn Jahre dauern.
Ganz überraschend kamen die bösen Pollen die letzten zwei Wochen angeflogen. Etwas Müdigkeit, juckende Augen und eine verstopfte Nase machen mir ein wenig zu schaffen. Hoffentlich ist der Spuk bald vorbei.
Nach all den Wochen, die seit den Beschränkungen durch Corona vergangen sind, merke ich erst heute, dass es ein ganz schöner Spagat war und immer noch ist.
Meine Kinder dürfen endlich wieder ihren Papa sehen und ich darf die Verantwortung für diese Zeit abgeben. Wobei das Mutterherz nie aufhört zu ticken und ich oft an sie denke.
Eine gewisse Anspannung fällt dennoch von mir ab. Zeit für mich selbst, die ich oft brauche, ist zu kurz gekommen. Ich finde nun langsam wieder in gewohnte Routinen zurück.
Als Mensch, der eine gewisse Struktur im Alltag braucht, habe ich all meine kleinen Rituale auf den Kopf gestellt. Zu viele Bälle galt es in der letzten Zeit in der Luft zu jonglieren. Jetzt, wo wieder Raum entsteht, wird mir das erst bewusst.
Kennst du das auch?
Du rotierst, setzt Dinge um, willst etwas voranbringen und merkst erst, wenn du einen Gang zurück schaltest, was du eigentlich alles machst.
Ich frage mich konkret: Was kann ich gehen lassen? Welchen Teller möchte ich nicht mehr länger in der Luft halten? Was möchte ich mir Gutes tun?
Oh, da sprudeln die Ideen.
Doch zurück zum Laufen. Nach der Erholungswoche hatte ich geplant, mehr Höhenmeter zu machen. Ich merkte, dass die Prioritäten in Wirklichkeit doch woanders bei mir liegen momentan und das Laufen als Kraft- und Energiespender Wunder wirkt. Oft entscheide ich ganz intuitiv, was für eine Art Training sinnvoll ist.
Am Wochenende stand ein kleiner Ausflug zum Bodensee an. Mein altes Ich wäre morgens um fünf Uhr laufen gegangen, nur um es abzuhaken. Mittlerweile kann ich es entspannter sehen, wenn es manchmal einfach nicht drin ist und der Stress, sich morgens aufzuraffen größer ist als nicht zu laufen.
Das war ein langer Weg für mich. Vielleicht wird Frau mit fortschreitendem Alter doch etwas weiser und ruhender in sich.
Die Menschenmengen in einigen der Städte, die wir abklapperten, waren mir plötzlich fremd. Es kam mir vor wie ein Ausbruch. Nach wochenlangen Beschränkungen tummelt sich das Volk vielleicht noch mehr als zuvor draußen. Der Mensch ist eben doch ein Herdentier.
Nachdem ich nun wochenlang gut ohne Koffein ausgekommen bin, gönnte ich mir in einem Hafencafe einen Cappuccino, die bessere Alternative zu einem lausigen Kaffee Hag. Es hat sich nie nach Verzicht angefühlt mit meiner Entscheidung, meinen Körper vom Koffein zu entlasten.
Viele Menschen denken so, wenn es um derartige Veränderungen geht und verwechseln Freiwilligkeit mit Entbehrung und knallharter Disziplin. Ich handhabe es so, dass ich mir außerhalb von zu Hause und nur wenn ich wirklich Lust habe einen Espresso oder Cappuccino gönne. Es geht mir ohne einfach besser, aber ein kleiner Koffeinstupser ab und zu kann nicht schaden.
Seit Wochen war ich an diesem lauen Abend das erste Mal in Versuchung, Alkohol zu trinken. Schönes Restaurant, Seeblick, Zeit zu zweit - in solchen Moment geht ein Programm los, das ich so gut kenne. Die Sehnsucht danach, mich weniger zu fühlen, losgelöster zu sein. Die Farce, die Illusion, der ich lange erlegen war.
Bei der Bestellung schwankte ich in letzter Sekunde auf ein Holunderschorle um. Es ist diese Millisekunde, die so entscheidend ist. Ich war heilfroh, am nächsten Tag mit einem klaren Kopf aufzuwachen.
Zurück vom Kurztrip, Mails bearbeiten, Feedbacks mit Kunden, inspiriert am zweiten, krisensicheren Standbein arbeiten, entschied ich mich spontan für ein Intervall-Training, was so gut tat und mir immer hilft, ganz im Moment zu sein. Das Gefühl zu haben, wenigstens das Tempo kontrollieren zu können wenn schon nicht die nächste oder übernächste Woche.
In diesen unsteten Zeiten, die auch den stärksten Optimisten aus den Angeln heben, ist das Laufen beständiger Anker, wobei ich mir selbst ganz nah sein darf, mich spüre, den Wind, die Gerüche wahrnehme und zuversichtlich nach Hause zurückkehre.
Was? Coretraining? Ist noch existent, aber nicht exzessiv. Einmal eine kurze Einheit auf dem Wohnzimmerteppich und ein HIIT-Workout aus meinen spezifischen Übungen, wobei ich zwanzig Minuten lang eine Übung 45 Sekunden mit möglichst vielen Wiederholungen gemacht und danach 15 Sekunden pausiert habe. Die Zeit verfliegt, fürs Schwitzen ist gesorgt und die Muskeln brennen - etwas zumindest.
Hier nun die Zusammenfassung
4 Läufe und eine knackige Wanderung mit Laufabschnitten ergaben 68 km und 2823 Hm, verteilt auf insgesamt 11 Stunden Bewegungszeit.
Montag: Trail Run mit Kunden 11.4 km - 300 Hm +/-
Dienstag: Trail Run mit 20 Minuten Tempo 9.3 km / 300 Hm+/-
Mittwoch: Hike/Run Heimgarten & Herzogstand - 17.4 km - 1685 Hm+/-
Freitag: Trail Run mit Kunden & eigener Lauf - 17 km - 400 Hm+/-
Sonntag: Trail Run mit 17x 30 Sek. Sprints - 13 km - 300 Hm+/-
Ich wünsche dir eine spannende, erfüllende Laufwoche.
Run happy. Be happy.
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