Nach der Erholungswoche folgte gleich am Montag ein Easy Run. Ich vergass sogar meine Uhr - das passiert mir tatsächlich manchmal, wenn ich so in Vorfreude aufs Laufen bin, Klamotten angezogen und die Schuhe geschnürt habe, dass ich erst vor der Haustür merke, dass die Uhr fehlt.
Das passiert mir an solchen Tagen, an denen vordergründig ein entspanntes Tempo vorgesehen ist.
Ich gebe es jetzt zu: In Sachen Core- und Stabitraining fehlte mir mein eigener Tritt in den Hintern. Nur zweimal konnte ich mich aufraffen, obwohl rein theoretisch das ganze Equipment immer bereit liegt. Und ich weiss, dass man immer mal schnell zwischendurch ein paar Stabis einbauen kann, auch ganz ohne Medizinball, Hanteln und die Blackroll.
Stabis bedeuten für mich stets das große Aufraffen. Wenn ich nicht gleich morgens nach dem Aufstehen, einer Tasse Kaffee und meinem Schreibritual auf die Matte gehe, verliere ich meist komplett den Fokus.
Jetzt, wo ich mich ja auch nicht mehr hinter meinem Facebook-Feed verstecken kann, wird mir noch klarer, wie wichtig es ist, kleine Routinen aufrecht zu erhalten, zu sich selbst “Ja” zu sagen. Und zu erkennen, wie schnell man sich selbst schnell austricksen kann und kleine Ausreden erfindet, um nur ja drumherum zu kommen.
Eine Frage der Zeit ist es jedenfalls nicht, sondern wie ich diese entscheide zu nutzen.
So habe ich mir überlegt, ab jetzt an drei Tagen der Woche Core- und Stabitraining ins Trainingpeaks einzutragen, so wie ich mir sonst auch Termine in einen Kalender eintrage.
Das hatte ich zuletzt schleifen lassen. Kann ich dann das kleine graue Kästchen auf grün schalten, fühlt sich das gleich viel besser an.
Am Mittwoch standen wieder Intervalle auf dem Programm. Diesmal lief ich 10x 2 Minuten im 10 km-Wettkampftempo mit 90 Sekunden Trabpause nach jeder Wiederholung. Da mein linker Fuß etwas zwickte, wollte ich nicht zu extrem belasten, dennoch einen Impuls setzen. Zum Glück legte sich das Zwicken nach zwei Tagen.
Mein Ziel ist, meine Grundschnelligkeit zu verbessern und am Berg mehr Tempohärte zu erlangen. Ich möchte in der Lage sein, längere Abschnitte am Stück hoch zu laufen und einfach diese Kraft in den Beinen spüren.
Mich nur mittels der eigenen Kraft laufend einen Berg nach oben zu bewegen gibt mir unglaublich viel zurück, es beflügelt mich.
Gegen Ende der Woche stand eine kleinere Bergeinheit an, allerdings abwechselnd im schnelleren Wander- und Lauftempo mit meinem Partner. Ich stellte mich langsam aufs Fasten ein, dass ich dann am Freitag auch begann.
Zugegeben: Ich war etwas angespannt und unsicher, wie ich damit klarkommen würde, den ganzen Tag nichts zu essen und zu trinken. Gleichzeitig schaffte ich mir Raum dafür, neugierig zu sein und auch ihn und seine Motivation, 30 Tage im Rahmen des Ramadans zu fasten, besser zu verstehen.
Ich möchte gemeinsam erleben, abends mit einem köstlichen Essen das Fasten zu brechen und mich mit einem anderen Bewusstsein für die Fülle an Lebensmitteln, die wir geniessen dürfen, öffnen.
Da ich weiterhin laufen möchte und auf meine intensiven Einheiten nicht verzichten möchte, beschloss ich, an Trainingstagen vor dem Laufen eine Banane und zwei, drei Datteln zu essen sowie ein paar Schlucke Wasser zu trinken.
Mit diesem kleinen Kompromiss fahre ich ganz gut. Ich bin erstaunt, wie leistungsfähig mein Körper ist, wenn das Mindset stimmt und ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufe, warum ich tue, was ich tue.
Die Vorbereitung auf die Fastenzeit mit meinem Koffeinentzug war eine gute Entscheidung, da mir Kopfschmerzen erspart blieben und ich mich lediglich am ersten Tag etwas schwummrig fühlte.
Der Tages- und Nachtrhythmus hat sich seitdem verändert, mein Widerstand ist erstaunlich gering.
Zwar versinke ich ab und zu in Tagträume an leckeres Essen, bei denen mir das Wasser im Mund zusammenläuft, aber die Vorfreude auf so simple Dinge wie einen koffeinfreien Hafermilch Cappuccino, frisch Gekochtes und leckere Schokolade zum Nachtisch am späten Abend lehren mich Geduld, Demut und Ausdauer.
Erst gestern bei einer weiteren Intervall-Einheit mit 30x 30 Sekunden Bergsprints kam mir in den Sinn, dass auch während eines Ultramarathons Tiefphasen kommen, in denen der Körper schwächelt und man einfach da durch muss.
Im selben Atemzug erkannte ich, dass es “nur” Essen ist. Mein Leben hängt nicht am seidenen Faden, nur weil ich sechzehn Stunden zwischen halb vier Uhr morgens und halb neun am Abend nichts esse.
Ich fülle meine Speicher nachts auf und zehre davon eben tagsüber. Wie muss es den Menschen gehen, die echten Hunger leiden und Tage, sogar Wochen nichts zu essen haben. Alles ist gut!
So starte ich heute entspannt mit einem easy run über zehn Kilometer in die Woche und schaue von Tag zu Tag, wie es mir geht, was sich im Geist verschiebt, verändert und zu Tage kommt.
Zusammenfassung
Gesamt: 5 Läufe ergaben 60 km und 2020 Hm, verteilt auf knapp sieben Stunden Bewegungszeit
Montag: Easy Trail Run 10 km - 280 Hm+/-
Mittwoch: Intervalle 10x 2 Minuten mit 90 Sekunden Trabpause - 13.6 km - 200 Hm+/-
Donnerstag: Easy Trail Hike/Run down 10 km - 660 Hm+/- mit Partner
Freitag: Easy Trail Run 10 km - 280 Hm+/-
Sonntag: Intervalle Berghoch 30x 30 Sekunden - 16 km - 780 Hm+/-
Core- und Stabitraining beinhaltete zur normalen Routine auch Sprungübungen mit Jumping Jacks und gesprungenen Kniebeugen, verstärkt mit einem Resistance Band.
Möge dich diese Woche mit Freude und vielen Glücksmomenten vor allem auch beim Laufen erfüllen.
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