Vor ein paar Wochen, es war während einer längeren Wanderung mit meinem Partner, überkam mich das dringende Bedürfnis, die Füße aus den Laufschuhen zu befreien. Meine Fußsohlen brannten, alles fühlte sich heiß und unangenehm an.
Vorsichtig wagte ich den ersten Versuch, normal auf feinem Schotter den Forstweg hinunter zu gehen. Ich hatte schon den Trail im Visier, der etwa 50 m weiter nach links mündete.
Was wirklich daraus wurde, dazu gleich mehr.
Unerwartet entspannt und voller schöner Momente - so läßt sich die vergangene Woche zusammenfassen.
Das Laufen geriet in den Hintergrund und meine Arbeit rückte einmal mehr in den Fokus. Ich fühle mich zurzeit sehr motiviert durch mein Warum und lasse dafür gern auch mal einen Lauf sausen.
Das überrascht vielleicht an dieser Stelle. Meine verbissenen Zeiten sind vorbei. Zeiten, in den es nur gut war, wenn Kilometer x oder bestimmte Höhenmeter zusammen kamen am Ende der Woche.
Im Bekanntenkreis gibt es Leute, die sind erst zufrieden, wenn sie mindestens 20 km gelaufen sind. Und ich betrachte mit etwas Abstand den Preis, der dafür fällig ist. Ich bin nicht mehr bereit, den Fokus zu sehr aufs Training zu legen, spüre nach wie vor eine große, innere Motivation, die mich vor die Türe treibt.
Genauso gibt es aber auch Tage, an denen ich beschließe, dass es einfach nicht in den Alltags-Plan passt. Versuche dann, die Qualität dennoch rauszuholen, zum Beispiel mit Sprints oder Intervallen.
Mein berufliches Weiterkommen ist spätestens seit diesem Jahr und durch die Krise, die mich beutelte, wichtiger denn je. Ich möchte meinen Kindern eine zufriedene Mama sein, nicht nur durchs Trailrunning definiert sein, sondern ihnen vorleben, dass sie nicht jahrelang in einem 9-to-5 buckeln müssen und um die Ecke denken dürfen.
So sehr ich versucht habe, eine klare Struktur in mein eigenes Training zu bekommen - es funktioniert momentan nicht. Das Laufen unterstützt mich, mental klar zu bleiben, Energie aufzutanken und gern auch besser für mich selbst zu werden.
Das Hineinspüren in jeden neuen Tag bringt mich mehr weiter als alles in Stein gemeisselt zu betrachten.
Blicke auf die Jahre zurück, verzeichne ich einen Leistungsfortschritt, vor allem seit diesem Jahr. Seltsam, dass dies ausgerechnet in Krisenzeiten möglich geworden ist.
Ich habe gelernt, Situationen mehr anzunehmen wie sie sind. Manchmal tut sich hier und da noch ein Widerstand auf, aber ich lasse mich nicht mehr so leicht aus dem Konzept bringen oder mache mich unnötig verrückt damit, was ich nicht ändern kann.
So stand Mitte letzter Woche ein Herzensprojekt im Mittelpunkt. Ich fuhr ins Allgäu zu der mittlerweile bekannten Jen Joyance, einer quirligen, jungen Frau mit ganz eigenen Visionen und Zielen.
Auf ihrer Terrasse umgeben vom Kräutergarten, Wiese und Bäumen unterhielten wir uns fast drei Stunden. Herauskam eine Podcastfolge, die so viel schönes Feedback nach sich gezogen hat, wie ich es nie erwartet hätte.
Nach dem Interview mit Jen traf ich eine liebe Freundin am Alatsee - kleiner Tipp für einen Ausflug im Allgäu. Es tut so gut zurzeit, meine Freundschaften zu pflegen, mir Zeit für den Austausch zu nehmen. Abends war ich dann recht platt und gab mich mit ausgiebigem Dehnen und Rollen zufrieden anstatt eines Läufchens.
So kurz nach dem Zugspitz-Ultra war mir daran gelegen, trotz erster Euphorie und verblassen des wenigen Muskelkaters, gleich wieder in die Vollen zu gehen. Ein Ultra verdaut sich nicht nach wenigen Tagen. Muskulär schon auf der Oberfläche, aber in den tieferen Schichten sowie den Sehnen und Bändern ist mehr Zeit nötig.
So nährte ich mich täglich mit einer Portion meines leckeren Pulvers aus blaugrüner Alge, Sanddornbeere, Aloe Vera und Kokosnusswasserpulver.
Inspiriert von Jens Philosophie und Erkenntnissen ihres barfuß laufens machte ich mich vor ein paar Tagen selbst auf den Weg und ging zwei Kilometer spazieren.
Der feine Schotterweg entlang eines Flusses pikste wie tausende Kaktus-Stacheln, aber ich biß mich durch, ging weiter auf einen asphaltierten Feldweg und gelangte anschließend auf einen Bürgersteig, der aus kratzbürstenartigen Platten angelegt war und eine Wohltat war.
Zu Hause ölte ich meine brennenden Füße mit Mandelöl ein und war begeistert von dieser neuen Erfahrung. Was ein paar Zentimeter Schuh unter den Füßen ausmacht, alles schön einbettet, aber man wirklich nichts fühlt!
Dort setze ich an und habe mir vorgenommen, mehrmals in der Woche meine zwei Kilometer barfuß zu spazieren und neugierig zu sein, was passiert.
Hier die Zusammenfassung
3 Läufe ergaben 35 km und 1290 Hm, verteilt auf insgesamt 4h 10 Minuten Bewegungszeit, nicht eingerechnet ist ein kleiner, 2 km Barfuss-Spaziergang
Dienstag (morgens): Easy Trail Run morgens - 9.5 km / 272 Hm+/
Donnerstag: Easy Trail Run mit 5x 20 Sekunden Sprint- 9.2 km / 272 Hm+/
Samstag: Long Trail Run - 16.3 km - 740 Hm+/- mit anschl. Eisbad bis zu den Knien im Fluß
Coretraining war diesmal mehr im Programm. Mit einer neuen App stelle ich ein Tabata-Workout ein, d.h. 10-15 Runden je 45 Sekunden Belastung und 15 Sekunden Pause. Das motiviert und geht so schnell vorbei.
Run happy. Be happy.
Deine Anna
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