Man erntet nicht sofort, was man sät. Aber wenn die Zeit gekommen ist, darfst du aus dem Vollen schöpfen.
Dieses Bild kam mir vor ein paar Tagen in den Sinn, als ich mir überlegte, was ich Neues am Sonntag anstellen könnte. Mit dem Ende der Woche beginnt diesmal die Zusammenfassung.
Das Wetter versprach Sonne und nicht zu heiße Temperaturen für die Ehrwalder Gegend in Österreich, was nur 25 km von Garmisch entfernt liegt.
Von dort eröffnen sich weitläufige Berglandschaften und insbesondere ein anspruchsvoller Klettersteig auf den Vorderen Tajakopf, mit dem ich letztes Jahr schon liebäugelte.
Ich las im Internet einige Berichte, bereitete mein Equipment vor und machte mich am nächsten Tag früh auf den Weg.
Zwar ist das sehr frühe Aufstehen immer eine Überwindung, die besondere Stimmung am Morgen in den Bergen aber so einzigartig schön, dass sich jede Minute, die man so extra auskosten kann, alles wett macht.
Leider verlief ich mich auf dem sogenannten Immensteig trotz sonst recht guter Orientierungsfähigkeit anhand der roten oder roten-weißen Markierungen, die in regelmäßigen Abständen den Weg vorgeben, ein paar Mal, was mich erst ärgerte.
Im nächsten Moment aber nicht dazu brachte, den Tag ganz abzuhaken oder hinein zu interpretieren, dass es heute wohl nicht sein solle.
Ich irrte noch ein wenig umher, rutschte im Geröll in ein paar Latschenkiefern und schrammte mir das rechte vordere Schienbein ordentlich auf.
Mittels der Brotkrümel-Funktion meiner Suunto 9 fand ich schliesslich wieder zurück auf den richtigen Weg, auf dem sich schon ein paar andere Leute tummelten.
Bald gelangte ich zum Seebensee und von dort ging es weiter Richtung Klettersteig. Ich beeilte mich, das Klettersteigset, Helm und Handschuhe anzulegen, um nicht die große Gruppe am Einstieg vor mir zu haben.
So stand ich vor dem ersten Stahlseil, hakte die beiden Karabiner ein und überlegte erst einmal, wie ich die erste Länge hochkommen sollte.
Mit viel Kraft zog ich mich hoch und hatte nach wenigen Minuten drei Männer eingeholt, die mich fragten, ob ich allein unterwegs sei. Mir war nicht bewusst, dass die meisten in kleinen oder großen Gruppen den Steig durchgehen.
Ich tue mich oft schwer, Partner auf einem ähnlichen Level zu finden und die Lust auf diese Art von sportlicher Unternehmung haben und bin tatsächlich am glücklichsten allein in den Bergen.
Klar liebe ich auch lange Wanderungen mit meinem Liebsten, aber für Klettersteige ist er nicht zu begeistern.
Es hing noch etwas Nebel in der Luft und vor mir war kein Mensch weit und breit zu sehen. Ich blickte mich ab und zu um. Auch die kleine Männergruppe war nicht in Sicht.
Ein komisches Gefühl, allein auf weiter Flur, vor mir, um mich herum gänzlich unbekanntes Gelände, vertikale Steilwände, keine Tritte, nur ab und zu ein paar Eisenstifte, die beim Hochhieven halfen.
Ich überlegte kurz, auf die Männer zu warten, was mir etwas Sicherheit geben würde, wollte aber nicht auskühlen und bahnte mir weiter den Weg. Nach einer Stunde Durchstieg war immer noch niemand zu sehen.
Wenigstens schien nun die Sonne und erstrahlte den Drachen- und Seebensee in karibischem Türkis.
Ich hielt mehrere Male inne, trank ein paar Schlucke meiner Aminosäuren und Wasser, merkte, wie die Kraft in den meinen Armen schwand. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich noch brauchen würde. Das Gipfelkreuz konnte ich noch nicht erspähen.
Verweilen war keine Option und ich nahm mir immer nur den nächsten Meter vor. Hakte mich ein, kletterte an einem Überhang entlang mit purer Armkraft, da die Felswand glatt war und meinen Schuhen keinerlei Halt bot.
Es waren definitiv mehr als nur eine Schlüsselstelle im Steig. Es war nie so, dass ich richtig Angst hatte, aber mulmige Momente waren dabei.
Dann endlich erspähte ich ein Pärchen und auch das Gipfelkreuz. Ich hoffte, dass der letzte Abschnitt leichter werden würde, aber weit gefehlt.
Es blieb schwierig bis zum Schluss, aber die Genugtuung, Dankbarkeit und faszinierenden Ausblicke auf das Zugspitzmassiv und die Mieminger Kette entschädigten für die fast zweistündigen Strapazen im Klettersteig. Nichts für schwache Nerven.
Einmal haute ich mir die rechte Kniescheibe in einer Felsspalte so sehr an, dass ich dies erst am Abend merkte. So sehr kann der Körper Dinge unter Einfluss von Adrenalin unterdrücken. Jetzt ist also erst mal etwas Schongang angesagt.
Ich gehe auf in dieser Art von Kombination aus Kraft, Ausdauer und Wille, wie es in Klettersteigen notwendig ist.
Dieses Crosstraining kommt mir auch beim Laufen zu Gute. Wie bei so vielen Dingen bin ich da einfach hineingefallen. Probierte eines Tages einen leichten Steig auf die Alpspitze aus. Die Neugier und Lust auf mehr entwickelte sich.
Die Überschreitung des Jubiläumsgrats folgte, letzten Sommer die erste Hochtour auf einen 4000er. Dieses Jahr nun der erste Klettersteig der Kategorie D = sehr schwierig.
Und hier kam alles zusammen - das Training der letzten Wochen, die Kraft aus dem Core, der kontinuierliche Aufbau seit Beginn des Jahres. Ich konnte alles abrufen. Das ist Freiheit für mich. Jederzeit sagen zu können. Heute mache ich diesen Steig oder diesen long run in den Bergen, weil die Fitness da ist und ich dafür trainiert habe.
Ich muss mir keine Gedanken machen, ob ich es physisch schaffe. Immer wieder versuche ich dies auch zu vermitteln: Dass die Kontinuität die wichtigste Komponente ist, wenn du langfristig Spass, Erfolg und Freude am Laufen, im Trailrunning haben willst.
Ein weiteres Highlight war der erneute Aufstieg auf die Zugspitze, allerdings über eine neue Route. Das Höllental ist absolut empfehlenswert, der Weg durch die Höllentalklamm ein Erlebnis wert.
Danach geht es recht weitläufig zur Höllentalangerhütte, von dort in Richtung der versicherten Klettersteige, ausdrücklich nur mit Klettersteigset und Helm zu empfehlen. Man sollte hierbei nie an Sicherheits-Equipment sparen.
Alles in allem eine sehr erlebnisreiche Woche, was den Sport betrifft. Ich bin so losgelöst von Wettkämpfen und schöpfe so viel Motivation aus meinem inneren Antrieb. Momentan fahre ich gut mit der Kombination aus Struktur und Spontaneität.
Hier die Zusammenfassung
5 Läufe und ein power hike im Taja-Klettersteig mit 20 km ergaben 78 km und 4714 Hm, verteilt auf insgesamt 14h 34 Minuten Bewegungszeit, nicht eingerechnet ist ein kleiner, 2 km Barfuss-Spaziergang
Montag: Easy Trail Run - 8.7 km / 200 Hm+/-
Dienstag: Easy Trail Run mit Tempo-Abschnitten - 13.6 km / 352 Hm+/-
Mittwoch: Easy Trail Run - 10.7 km - 260 Hm+/- am Eibsee
Donnerstag: Zugspitze via Höllental- 18 km / 2222 Hm+
Freitag: Easy Trail Run flach - 6.6 km / 85 Hm+/-
Sonntag: Taja-Klettersteig ab Ehrwalder Almbahn- 20.4 km - 16000 Hm+/-
Coretraining war wieder regelmäßig im Programm. Mit Hilfe der WOD-App stelle ich ein Tabata-Workout ein, d.h. 10-15 Runden je 45 Sekunden Belastung und 15 Sekunden Pause. Das motiviert und hält mich bei der Stange.
Anna meint
Hi Susi, im App store hab ich die smartwod timer app gefunden. Dort stelle ich dann „Tabata“ ein, die jeweilige Rundenanzahl und Pausen, fertig.
Viel Freude beim Ausprobieren.
Susi meint
Hallo Anna,
Welche WOD App nutzt du?
LG Susi