Es war die Woche der Kurztrips. Zwei um genau zu sein, verteilt auf eine halbe Woche zwischen Dienstag Mittag und Samstag Abend.
Verrückt und spontan wie wir manchmal sind, ging es am Dienstag ins Zillertal zu Freunden.
Morgens erledigte ich noch Einiges an Arbeit und schob einen richtig guten Berglauf mit 30-sekündigen Intervallen ein. Ich habe zwei Strecken, auf denen ich diese Art von Einheit wiederhole, um feststellen zu können, welche Verbesserungen sich bemerkbar machen. Ich merke mir immer, wie viele Wiederholungen ich benötigt habe, um am selben Punkt nach x Wiederholungen (zwischen 17 und 30) zu sein.
In der heißen Phase der PMS, in der ich normalerweise immer schlapp in den Seilen hänge, ging es mir noch ein Stück besser als im letzten Zyklus.
Ich merke, dass ich in fast jedem Wochenrückblick darüber berichte, da es ein Thema ist, über das zu wenig gesprochen wird (viele Frauen leiden heimlich, still und leise vor sich hin!) und das Aufmerksamkeit braucht.
Der Zyklus und die damit zusammenhängenden Schwankungen haben einen großen Einfluß auf die sportliche Leistungsfähigkeit, was im Training und von Trainern und Coaches berücksichtigt werden sollte.
Oft ist es schon Tage vorher nicht mehr möglich, laufen zu gehen oder es ist einfach nur beschwerlich. Auch die Launen schlagen einem hier und da ein Schnippchen.
Unkontrollierbare Wutausbrüche, hemmungslose Heulanfälle, das Bedürfnis, sich am liebsten tagelang hinter einer großen Mauer zu verschanzen. Und keine(r) redet darüber.
Auch für die Männer keine leichte Sache.
Es wird nun besser mit jedem Zyklus. Die Qualen haben endlich ein Ende, besonders die psychischen, wenn jedes Mal ein Teufelchen im Kopf sein Unwesen treibt, man sich mit Zucker vollstopft und sich so dick fühlt wie ein Michelin-Männchen.
Auch körperlich bin ich deutlich brauchbarer als es bis vor ein paar Wochen der Fall war. Es war ein sanfter Übergang von der PMS in die eigentliche Periode. Kaum spürbar, ohne Schmerzen der normale Wahnsinn vorab.
Mein Partner musste endlich nicht mehr mitleiden. Die Nahrungsergänzung greift, wirkt und funktioniert.
Ich könnte nicht dankbarer sein und bin selbst erstaunt, wie schnell die herbeigesehnte Linderung kam. Keine Wunder über Nacht, aber über eine gewisse Dauer. So wie beim Laufen auch. Erst die vielen Wiederholungen der Trainings, das Dranbleiben an einer Routine, führt zu den gewünschten Ergebnissen.
So war der Trip nach Österreich erst mal verbunden mit einem Zwischenstopp im schönen Innsbruck - endlich mal wieder einen Espresso in der Altstadt genossen, auch wenn es teils noch irritierend leer war in der Stadt und sehr viele Ladengeschäfte und Restaurants geschlossen waren.
Corona hat seine Spuren hinterlassen.
Unsere Route zurück nach Hause führte am Achensee vorbei, den ich nur von Bildern diverser Trailläufer kannte. Da sollen sich wunderschöne Trails verstecken, die ich allerdings von der Fahrbahn aus nicht erspähen konnte. Eine kleine Umrundung des Sees mit 21 km steht auf jeden Fall an.
Am Donnerstag wurde das Wetter endlich besser. Eine Tour auf die Zugspitze ganz früh am nächsten Tag war angedacht. Ein kurzer Check aufs Wetter am Gardasee stimmte uns um.
Die Zugspitze ist nächste Woche auch noch da. Der See zwar auch, aber ein geeignetes Zeitfenster dafür zu finden, kann umständlich werden.
Um 19 Uhr abends beschlossen wir loszufahren. Taschen gepackt, Luftmatratze aufgepumpt, Schlafsäcke ins Auto geworfen und los ging´s.
Keine drei Stunden später standen wir auf einem Parkplatz direkt am See in Malcesine, einem wunderschönen, malerischen Hafenstädtchen. Bei feinem, italienischen Espresso und warm gebackenen Croissants in einem Altstadtcafe mit Blick auf den Monte Baldo schmiedeten wir den nächsten Plan und stapften bei sommerlichen Temperaturen kurze Zeit später hinauf.
Unterwegs trafen wir kaum eine Menschenseele außer eine Gruppe älterer, wandernder Damen, die ganz entzückt vom charmanten Italienisch meines Mannes waren.
An der Bergstation angekommen genossen wir einen sagenhaften Blick über die umliegenden Gebirge und seine unzähligen Wege hinauf und hinunter.
Auch der Blick über den See reichte weit.
Die Wege vom See hinauf waren überraschend steinig, eher antike Wege, längst nicht, was wir als Verwöhnte aus den Bergen an Trails erwartet hatten.
Entsprechend müde waren dann die Beine beim steilen Abstieg, wofür ein leckeres Eis und ein Sprung in den kalten See später entschädigten.
Nach dem Abendessen und einem leckeren Glas vino bianco, den ich mir gönnte und jeden Schluck genoss, als wäre es das erste Mal, ging es weiter nach Südtirol. Auch da lockte der Wetterbericht mit zehn Stunden Sonnenschein am Samstag.
Wieder fanden wir ein schönes Plätzchen zum Schlafen und mir wurde richtig bewusst, wie es gerade in Corona-Zeiten echte Freiheit bedeutet, alles dabei zu haben, was man braucht und bequem im Auto schlafen zu können. Nein, wir haben keinen Luxus-Bus mit Küche, Klo und Co., sondern einen Touran, der perfekt für Trips dieser Art ist.
Die Drei Zinnen standen schon länger auf meiner Liste an Bergen, die ich unbedingt einmal sehen und erfahren wollte. Vom Dürrensee - Tipp für alle, die einen ruhigen Aufstieg fernab der Massen suchen - führt ein langer, einfacher Schotterweg, der im Winter eine breite Langlaufpiste ist, hinauf zur Dreizinnenhütte.
Der Weg mündet nach einigen Kilometern in einen schmalen Pfad und geht, wenn man denkt, fast schon oben zu sein, über in serpentinenartige Stufen.
Nach einer Rechtskurve stehen sie plötzlich zum Greifen nah - die majestätisch anmutenden Zinnen präsentieren sich mit einer solchen Naturgewalt, das mir ein kurzer Aufschrei entfuhr und ich überall Gänsehaut bekam.
Mir stockte der Atem, mein Herz setzte für gefühlt eine Sekunde aus und ich blieb stehen. Betrachtete diese faszinierenden Felsformationen und fühlte eine solche Dankbarkeit, dies erleben zu dürfen.
Ganz im Moment zu sein.
Jenseits vom Flash, wie man sie manchmal erleben kann, wenn man etwas Neues gekauft hat. Diese durch Konsum behafteten Flashs, die so schnell verfliegen können, wie sie kommen.
Aber dieser Augenblick, und der gesamte Tag, den wir da oben verbrachten, immer umgeben von der Energie der Zinnen, bleibt eingebrannt in meinen Zellen. Ohne Übertreibung kann ich sagen, dass es mein ergreifendstes Bergerlebnis bisher war.
Auf der Rückfahrt nach Hause und fast 25 km wandern in den Beinen schwelgte ich in diesem Flow. Selbst am Sonntag war ich nicht da, präsent zu Hause, zwar anwesend, aber mit einem Bein immer noch bei den Zinnen.
Das war nicht mein letzter Besuch dort.
In diesem Sinn: Lebe intensiv.
Es muss nicht auf der Überholspur sein, denn da huscht das Leben ja im Zeitraffer an einem vorbei. Vielmehr sind es die Erlebnisse, die nicht den größten Aufwand bedeuten müssen, die dann aber von großer Nachhaltigkeit sind.
Lass´ dich vom Leben überraschen und von intuitiven Eingebungen mitreißen.
Hier die Zusammenfassung
4 Läufe und 2 knackige Wanderungen ergaben 88 km und 4183 Hm, verteilt auf insgesamt 15h 46 Minuten Bewegungszeit.
Montag: Easy Trail Run - 9.2 km / 280 Hm+/-
Dienstag: Berg-Intervalle 17x 30 Sekunden 13 km / 311 Hm+/-
Donnerstag: Bergiger Tempolauf - 14 km - 680 Hm+/-
Freitag: Gardasee Bergwanderung mit Partner - 17 km - 1473 Hm+/-
Samstag: Südtirol Drei Zinnen Wanderung mit Partner - 24 km - 1210 Hm+/-
Sonntag: Easy Trail Run - 11 km / 230 Hm+/-
Run happy. Be happy.
Deine Anna
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