
Manchmal denke ich: Bin ich die Einzige, die sich morgens wieder die Decke über den Kopf ziehen und nicht aufstehen will, weil entweder ein Berg an Arbeit und Aufgaben wartet, oder mir langweilig ist und sich das Bett einfach zu gemütlich anfühlt, als zu versuchen, irgendwas Tolles aus diesem Tag zu machen?
Oder ich nicht aufstehen will, weil ich mir nicht sicher bin über die nächsten Schritte in meinem business. Jeder Tag bedeutet für mich eine neue Entscheidung für das Leben, das ich gewählt habe. Lernen, es mit allen Höhen und Tiefen zu umarmen. Oder wie mein Coach neulich sagte: Umarme das Chaos!
Dann gibt es Tage, da habe ich weder Lust noch Motivation zu trainieren. Das Wetter sieht nicht einladend aus, eigentlich habe ich eine Menge zu tun oder gestern Abend ein Glas zu viel Prosecco getrunken und fühle die Müdigkeit durch meinen Körper kriechen. Auch da frage ich mich: Bin ich die Einzige, der es so geht und um mich herum schart sich ein Haufen Über-Menschen, allzeit bereit zu grossen Taten und dem 4. Ultra in 4 Wochen?
Ich frage mich auch in manchen Momenten: Bin ich die Einzige, die ihren Körper ab und zu kritisch betrachtet, denkend: Da könnte aber auch etwas weniger Bauch sein oder da ein Röllchen weniger um die Hüfte, oder da eine Krampfader weniger auf den nicht nur stärker, sondern auf umfangreicher gewordenen Oberschenkeln und Waden seit ich in den Bergen wohne und durch die Gegend flitze.
Es gibt Tage, da liebe und erkenne ich mich und meinen Körper voll an, bin stolz darauf, was mich meine zwei Beine alles in der Natur machen lassen. Und dann gibt es Tage, da mäkle ich an mir herum und verbreite meine Stimmung wie eine Seuche an meine Liebsten. Ich habe nicht immer die Lösung und sehe meine blinden Flecken.
Dann ist da noch das Essen und denke: Bin ich die einzige Sportlerin, Frau, Mutter, Selbständige, Partnerin, die manchmal ganz undiszipliniert schon morgens um kurz nach 7 in der Küche stehend aus dem Nutella-Glas löffelt, meist PMS-bedingt oder spätabends denkt: War irgendwie ein stressiger Tag heute und sich dann das Erdnussbutterglas aus dem Schrank hinten holt, die Pickelchen am nächsten Tag in Kauf nimmt und sich sagt: Nur 2 kleine Löffelchen und sich dann mit einem schlechten Gewissen neben ihren Partner ins Bett legt und denkt: Morgen mache ich es anders.
Geht es dir auch so in manchen Momenten, dass du dich ins Essen flüchtest oder auf social media Kanäle, oder in den Alkohol, die Zigaretten oder gar Drogen?
In letzter Zeit ist mir bewusst geworden, wie verquer unsere Gesellschaft geworden sind. Und ich Teil davon bin, es aber nicht mehr länger sein will.
Wir meinen, irgendwo mithalten zu müssen, hetzen uns ab, einen Wettkampf nach dem anderen abzuhaken. Wo 5000 Hm auf eine Marathondistanz schon nicht mehr reichen. Das macht mir Angst und es macht mich traurig.
Die Community zerfällt mehr als dass sie zusammenwächst. Wie muss es da einem Laufanfänger bzw. Anfängerin gehen, der seine ersten Versuche auf einem Trail macht und um sich herum Freizeitsportler wahrnimmt, die nur im hochalpinen Gelände laufen, komme was wolle? Das schaffe ich nie, sagt´s, und schmeisst die Schuhe in die Ecke.
Vielleicht können wir unsere Superman und Superwoman Capes für einen Moment abstreifen, die Masken fallen lassen und anerkennen, um was es geht: Ultimativ darum, geliebt zu werden, wahrgenommen zu werden, bedeutsam zu sein. Doch mit einer Maske auf kann uns niemand erkennen, wer wir wirklich sind. Schon gar nicht wir selbst.
So beginnt die Selbstachtung, die Selbstliebe, die Anerkennung dafür, wer du bist mit einer einfachen Übung bei dir selbst: Stelle dich unter die Dusche und lass´ eiskaltes Wasser für mindestens eine Minute über dich prasseln, bis dir fast schwindelig ist.
Dann stelle dich vor einen Spiegel und schau´ dich an. Vielleicht hörst du dich selbst in Gedanken sprechen, dich kritisieren oder irgendwas finden, was dir nicht passt. Hör´ auf damit. Was du im Spiegel siehst, bist DU, unmaskiert. In Wirklichkeit die meiste Zeit des Tages mit Arbeit, Familie, Studium und anderen Dingen beschäftigt und eben nicht permanent von einem Gipfelkreuz zum nächsten springend, als sei´s ein Klacks.
Ich stehe dazu: Mein Leben ist wie das Meer. Mal mit mehr, mal mit weniger Wellengang. Oder wie eine Berglandschaft mit Aufs und Abs.
In den letzten Jahren habe ich gelernt, aber nicht ausgelernt, mir in schwierigen Momenten zu helfen. Ich versuche anzuerkennen, wo ich gerade stehe und stelle mir neue Fragen wie: Worum geht es gerade? Was kann ich auf anderer Ebene tun, um mich besser zu fühlen? Wovor flüchte ich jetzt? Was brauche ich jetzt? Ein heisses Bad, ein paar Minuten Stille, eine Massage, ein kurzes Gespräch mit meinem Partner oder einer Freundin vielleicht.
Das sind keine sogenannten life hacks, denn Abkürzungen funktionieren nur bedingt und das Leben holt dich immer wieder ein.
Wir haben alles etwas zu verbergen. Vermeintliche Schwächen, angebliche Unzulänglichkeiten, Fehlbarkeit. Wir alle wollen uns schützen, Superman und Superwoman sein, und wenn wir meinen es nicht zu sein, dann wenigstens so tun.
Auf selfies betrachten wir uns durch einen Spiegel, der die Wahrheit verschleiert oder verzerrt.
Das x-te Lächeln, wenn dir in Wirklichkeit zum Heulen zumute ist. Das x-te Bild eines Gerichts, das du gekocht hast und in Wirklichkeit danach die Tüte Chips aufreisst. Die x-te tolle Trainingseinheit, die du entweder per Leibfotograf oder selbst mühsam in minutenlangen Selbstauslöser-Serien produzierst, obwohl du einen richtigen Scheisstag hast und überhaupt keine Lust hast, laufen zu gehen.
Doch all das holt uns ein, denn in Wirklichkeit ist es ganz schön anstrengend, mithalten und ein Image aufrecht zu erhalten. Das ganze Konstrukt fällt früher oder später auseinander wie ein Jenga Turm, aus dem du einen Bauklotz aus der zweituntersten Ebene ziehst. Dann wirst du dir bewusst, wie viel deiner kostbaren Lebenszeit du im Grunde für unwesentliche Dinge verschwendest.
Besser zu leben bedeutet, jeden Tag etwas Gutes für dich zu tun. Beginne damit, dir Stille zu gönnen, in dich zu gehen und aus dieser inneren Kraft heraus neue Entscheidungen zu treffen.
Du wirst offener sein für Menschen und Dinge, die dich weiterbringen. Und solche Entscheidungen treffen, die dir helfen, dein Leben nach deinen Massstäben zu leben ohne das Gefühl, du müsstest irgendwo reinpassen. Dann machst du dich unnötig krumm, verbiegst dich in der Masse oder schwimmst eine Weile mit.
Meine Mission ist es, dir zu helfen, nicht weiter mit zu schwimmen, sondern dich dabei zu unterstützen, ein Leben nach deinen Ideen zu gestalten. Ein Leben, das sich echt anfühlt und du dabei auch im Laufen deinen Weg findest, der dich zufrieden macht.
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