Vor ein paar Tagen ging ich mit meinem mobilen Arbeitsplatz, meinem MacBook, in mein Lieblingscafe ein paar Strassen entfernt von zu Hause.
Als ich auf meinen Kaffee wartete kam ein junger Mann auf mich zu, den ich schon ein paar Mal gesehen hatte und der als Flugbegleiter nur selten in der Stadt war.
Einmal hatte ich ihn auf einer meiner Routen laufen gesehen und kurze Zeit später waren wir uns wieder im Cafe begegnet und kamen ins Gespräch. Er war gerade in der Vorbereitung zu seinem ersten Marathon, der er in Athen laufen wollte.
In seiner knappen freien Zeit lief er abseits der Strassen in den Wäldern, um auch einige Höhenmeter zu sammeln.
Nun stand er also wieder vor mir und ich kannte sofort ein Leuchten in seinen Augen. “Und, wie lief der Marathon?” fragte ich. Er legte seine rechte Hand aufs Herz und sagte noch ziemlich ergriffen: “Ich habe es geschafft. Wollte unter 5 Stunden laufen und habe es in 4 Stunden 58 Minuten geschafft.”
Dabei standen ihm fast die Tränen in den Augen.
“Ich habe eine solche Stärke in mir erlebt auf der Strecke, die sehr anstrengend war, und kann es immer noch nicht glauben, das ich es geschafft habe. Ich musste auch an dich denken, wie du von deinen Läufen beim letzten Kaffee hier erzählt hast.”
Ich freute mich sehr mit ihm, gratulierte ihm und machte ihm klar, dass ich jedes seiner Worte nachvollziehen kann. Und dass es immer darum geht, weiter zu machen, einen Schritt vor den nächsten zu setzen.
Er war Feuer und Flamme, voller Begeisterung über sein Geschafftes. Er hatte sein Ziel erreicht. Und bereits schon wieder so motiviert, dass er meinte: “Meinen nächsten Marathon möchte ich in 4:30 Stunden laufen.”
Was hast du wirklich gedacht, als du “5 Stunden” gelesen hast?
Dass es doch langsam ist?
Dass das doch nicht eine so tolle Zeit ist?
Dass man das doch auch fast gehen kann?
Wie schnell beurteilen und verurteilen wir andere, gemessen an dem, was sie erreicht haben, gemessen an ihrer Zeit?
Ist jemand, der drei Stunden läuft besser als jemand, der genauso begeistert ist über die Erreichung seines Ziels ist, aber fünf Stunden unterwegs ist?
Wie sehr bist du mit jeder Faser deines Körpers und Geistes bei der Sache, beim Laufen?
Ich hielt kurz inne und war für einen Moment ergriffen von seinen Worten. Sein Glück, seine Zufriedenheit waren echt, das konnte ich ganz klar spüren. Er war den Marathon für sich gelaufen, nicht angewiesen auf die Anerkennung anderer.
Jeder verdient, am Tag X sein gestecktes Ziel zu erreichen. Für jeden ist es ein anderer Weg, jeder hat eine andere Motivation.
Für einen Moment fühlte ich mich erinnert an meinen ersten Marathon auf der Strasse, damals in Berlin, 1998. Ich war gerade 18 Jahre jung und lief nach 4 Stunden 32 Minuten über die Ziellinie, genauso glückselig wie der junge Mann es war.
Vergiss´ nie, dass auch du mal mit dem ersten Schritt begonnen hast. Dir ein Ziel gesteckt und es erreicht hast, um dann den nächsten Schritt zu machen.
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