Die 5 Lügen der Trainer-Gurus

Der Markt quillt über von cleveren Sprücheklopfern, die uns wieder was Neues verkaufen wollen. Eine Wunderpille hier, die tollen Socken da.

Oder den Trainingsplan, wie du in 6 Wochen deinen ersten alpinen Trail-Halbmarathon läufst. Natürlich kostenlos. 

Gerade im Bereich des Trailrunnings hat das Überhand genommen. 

Heute wird aufgeräumt - und zwar mit den 5 häufigsten Lügen und was wirklich dahintersteckt. 

Denn es läuft alles immer wieder auf eine Sache hinaus.

Lüge #1 - Hightech Equipment

Du bist erst vor ein paar Wochen ins Trailrunning eingestiegen und hast den Eindruck, dir sofort eine Grundausrüstung kaufen zu müssen, weil auf Social Media alle in den neuesten, bunten Outfits herumlaufen. 

Schuhe für 200 Euro sind da keine Seltenheit, am besten die, die aussehen wie ein aufgepumptes Sofakissen und besten Komfort versprechen. Damit du ungetrübt die Trails hinunter fegen kannst. 

Nichts gegen hochwertiges Material und Qualität. Aber gerade am Anfang muss es nicht das Top-Schuhmodell aus der Wettkampfserie des Herstellers sein.

Ein einfacher Laufschuh, der fürs Straßenlaufen und die Wege abseits des Asphalts gemacht sind, taugen allemal. Solche Schuhe gibt es bereits für um die 100 Euro. 

Dasselbe gilt für die sogenannten Laufwesten, welche eine gut durchdachte Variante des herkömmlichen Rucksacks sind. Diese Investition lohnt sich erst, wenn du ganz lange Läufe fernab der Zivilisation machst und für jedes Wetter ausgerüstet sein musst. 

Lüge #2 - Energieriegel

Zum Wandern inklusive einer lauschigen Brotzeit mag ein Riegel gut sein, aber zum Laufen zieht dir das zähe Etwas Energie aus den Muskeln, weil der Verdauungstrakt das Blut für die Verdauung braucht. Bis die Energie dann bei dir ankommt, ist oft zu spät und das Energieloch schwerer zu stopfen. 

Die wenigsten Läufer haben einen Saumagen und können unterwegs essen, was sie zu greifen bekommen. Oft liegt solides Essen bzw. ein Snack wie Blei im Magen.

Diesen unerwünschten Nebeneffekt kannst du vermeiden, indem du Kohlenhydrate und Elektrolyte in flüssiger Form mitnimmst oder bei ein paar Trockenfrüchten, Banane und Wasser bleibst. 

Keep it simple. 

Lüge #3 - Kompressionssocken

Ich sprang auf den ersten Zug auf, als Kompressionssocken den Markt überschwemmten drohten.

Das war im Jahr 2007 oder 2008. 

Ich erinnere mich nur noch daran, wie ich mir noch während der ersten Etappe beim Marathon des Sables, einem Etappenlauf über 250 km in der Sahara, die Socken von den Beinen riß. 

Obwohl ich sie ausgiebig im Training getestet hatte und glaubte, dass sie mir helfen, weniger schnell zu ermüden, versagten sie komplett ihren Dienst. 

Der Placebo-Effekt wirkte. 

Empfehlenswert sind die Socken maximal als regenerative Maßnahme nach langen Läufen. Selbst da ist der wirkliche Effekt in Frage zu stellen. Oder du glaubst einfach stark genug daran. 

Lüge #4 - Periodisierung

Viele hippe Trainer-Gurus, oder solche, die es glauben zu sein, werfen mit Worten wie Makro-, Mikro und Mesozyklen (oder meinen sie Miso ;) um sich. Periodisierung - das klingt richtig professionell. 

Damit das Ganze noch seriöser klingt, versuchen sie sich in kompliziert ausgeführten Definitionen und Umschreibungen eben jener Zyklen. 

Nichts gegen eine clevere Trainingsplanung. 

Aber welcher ganz normale Hobbysportler wie du und ich kann und will schon 6-9 Monate im Voraus sein Läuferleben planen. Mehr als einmal kommt sicher immer was dazwischen. 

Bevor man sich also kirre macht mit Zyklen (uns Frauen reicht schon der monatliche!), hilft für die eigene Planung, sich auf einen Fokus festzulegen anstatt in Makro auf Meso und Mikro zu denken. 

Folgende Fragen können dir bei deiner eigenen Planung weiterhelfen:  

Was will ich in 3 Monaten erreichen? 

Was in 4 Wochen ?

Wo stehe ich zurzeit? 

Welche Einheiten können mich diese Woche einen Schritt weiter auf dem Weg zu meinem Ziel bringen?

Der folgende Artikel macht deutlich, dass Periodisierung ausgedient hat. 

Hans Selye zu recherchieren kann dir zusätzliche fundierte Informationen geben.

Lüge #5 - Strava & Co. 

Segmente, Pokale, neue Bestzeiten, FKTs (fastest known times). Diverse Apps machen´s möglich, dass du in einen Strudel aus Vergleichen, Übermut, Frust und Enthusiasmus gerätst. 

Es wird dir suggeriert, Teil einer großen Community zu sein, damit in einem besonderen Kreis zu zirkulieren.

Du hast das Gefühl, dazu zu gehören. In Wahrheit bewegst du dich virtuell.

Jede Einheit bis ins kleinste Detail zu analysieren ist eine schöne Ablenkung.

Kostbare Zeit, in der du im wahren Leben ein paar Stabis auf Parkett zaubern könntest, oder?!

Am Ende geht es um dein Warum, was dich ehrlich beflügelt beim Laufen. 

Konsistentes Üben, Trainieren und am Ball bleiben bringt dich langfristig an deine Ziele. 

Ganz bei der zu sein, im Gefühl zu baden, das dir das Laufen schenkt. 

Run happy. Be happy.

Deine Anna 

P.S.: Es soll ja auch Läufer geben, die ganz ohne Schuhe auskommen. Damit wäre die erste Lüge schon hinfällig.

Zurück
Zurück

Der richtige Zeitpunkt für Coretraining

Weiter
Weiter

Gestalte dein Telefonbuch