Warum tut man sich das freiwillig an? 3 Läuferinnen, die es geschafft haben

Schritt für Schritt zum großen Ziel

Foto ©Greg Rosenke

100 Kilometer am Stück zu laufen ist für viele Läufer ein großer Meilenstein. Die Geburt als Läufer beginnt meist mit ein paar Kilometern oder einigen Minuten am Stück. Das Selbstvertrauen wächst, es ist eine Art natürlicher Drang nach mehr.

Da ist eine Neugier, die gestillt werden will. Aus ein paar Kilometern wird meist ein Halbmarathon. Wer den halben schafft, packt auch den ganzen. Und dann geht im Kopf eine weitere Türe auf.

Was, wenn ich mich traue, noch größer zu denken?

Seit vielen Jahren darf ich nah an den Menschen dran sein, die ihr ganz persönliches Laufabenteuer suchen. Einige von ihnen entscheiden sich für den großen Meilenstein, 100 Kilometer über Stock und Stein zu laufen. In einem Rutsch.

Dieses Jahr kam es geballt, denn drei Läuferinnen wollten die lange Kante unter die Füße zu nehmen. Alle drei haben unterschiedliche Lebensentwürfe, gehen anspruchsvollen Berufen nach, haben teils familiäre und auch andere Verpflichtungen. Für die oft von einigen Trainergurus propagierten 15+ Stunden Training pro Woche blieb in der Vorbereitung keine Zeit.

Sie sind Menschen wie du und ich. Menschen, die noch ein Leben außerhalb des Sports führen und wo Zeit ein limitierender Faktor ist.

Es sind Menschen, die sich mit dem Laufen identifizieren, das Laufen jedoch nicht zu ihrer Identität machen.

Wie ist es möglich, mit einem Trainingsaufwand von unter zehn Stunden einen Ultratrail zu bewerkstelligen?

Die Kunst bestand darin, eine Trainingsstruktur aufzustellen, die genügend spezifische Reize für die Anforderungen des Rennens bietet, ohne jedoch die Läuferin schon vorzeitig zu verbrennen. 

Leider ist es immer noch sehr verbreitet, Athleten so durchs Training zu erschöpfen, dass sie entweder schon einige Wochen vor dem Rennen ihren Leistungshöhepunkt erreichen oder zu einem ähnlichen Zeitpunkt das Handtuch schmeißen wollen, weil die Bereitschaft zu trainieren nachlässt und die Motivation sukzessive in den Keller rutscht. Viele von ihnen stehen manchmal kurz vor einem Läufer-Burnout. 

Mein Ziel ist stets - so war es auch bei Janna, Tina und Nicola - die Freude am Laufen möglichst zu bewahren und gezielt die Einheiten zu planen, die manchmal auch ansmentale Limit gehen, aber eben nicht darüber hinaus. 

Anfang Mai war es für Janna, 39, soweit. Wir hatten eine 4-Wochen Notfallplan ausgearbeitet, nachdem sie mich kontaktiert hatte, weil sie sich durch zu viel Training beinah ins Aus katapultiert hätte. Das wäre schnell das jähe Ende eines lang geplanten Ziels gewesen.

Beim Cami de Cavalls auf der spanischen Insel Menorca ging ihr Traum in Erfüllung. 

Tina, 31, reihte sich Mitte Juni ins Starterfeld beim Zugspitz Ultratrail ein. Ein konstanter Aufbau ihrer Ausdauer und Grundschnelligkeit machte sich bezahlt. Fast einen Tag dauerte die Umrundung des Zugspitzmassivs. Ihren Erlebnisbericht gibt es hier zu lesen. 

Nicola, 50, reiste mit Mann und Van nach Finnland zum NUTS Ylläs Pallas Ultra Trail, um die urig-schöne Landschaft zu entdecken und dabei auch durch die “nachtlose Nacht” des Mittsommers zu laufen. Als an einem Punkt, nur zwanzig Kilometer vor dem Ziel, scheinbar nichts mehr ging, half nur noch der eiserne Wille. 

Alle drei Läuferinnen vereint die Leidenschaft am Laufen und der unstillbare Entdeckerdrang nach dem, was sich dort verbirgt, wo wir im Alltag nie hingelangen. 

Run happy. Be happy.
Deine Anna

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Übers Ziel hinaus geschossen - Das ist echt die Krönung!

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Ich kneife oder wenn weniger mehr ist